Kaum ein Baum wächst im nordöstlichsten Landstrich Russlands. Hier in der Tundra, so nah am Nordpolarmeer und Alaska gelegen, herrscht für immer der Frost. Touristen sollten sie daher nur im sibirischen Sommer bereisen. In einer bizarren, bergigen Eis- und Schneelandschaft leben neben Russen auch die Tschuktschen, Jukagiren und Tschuwanen – die indigenen Urvölker des Verwaltungsbezirk Tschukotka. Wir zeigen Ihnen, was Sie auf einer Reise durch die Tschuktschen-Halbinsel entdecken können!
Das Gebiet ist äußerst dünn besiedeln. Die sehenswerte Hauptstadt Anadyr ist mit 11.000 Einwohnern geradezu winzig und eignet sich für den Start einer Rundreise zum Wrangel Island. Und überall wohin man schaut, hat sich der Ausdruck von gewaltiger Rauheit in die Landschaft und in die Menschen eingeprägt. Die asiatischen Gesichter der Indigenen sprechen von äußerer Kälte und innerer Wärme. Denn wer von außen friert, lernt besser sich von tief Innen zu erwärmen. Teilen und Solidarität sind hier nicht nur überlebensnotwendig, sondern auch zutiefst natürlich. Man geht gemeinsam auf Jagd und besitzt Gruppenidentität.
Wrangel Island: Eisbären, Rentiere und Walrosse entdecken
Etwa 150 Kilometer nördlich vom Festland entfernt im Ostsibirischen Meer erreicht man mit dem Expeditionsschiff Wrangel Island eine malerische Naturkulisse der Sibirischen Arktis. Die Inseln sind meist umgeben von Packeis und schwer erreichbar. Doch wer sich den Weg bahnt, wird belohnt.
Das UNESCO-Weltnaturerbe im eisigen Nordpolarmeer lässt die Augen von Tierbeobachtern und Fotografen leuchten. Vogelarten unterschiedlichster Art, Walrosse und Rentiere kann man hier hautnah erleben – mit viel Glück auch die seltenen und vom Aussterben bedrohten Eisbären.
Schiffsreisen starten meist in Anadyr und steuern die Inseln Yttygran, Nuneangan und Arakamchechen an. Sehenswert unterwegs sind das Kap Deschnjew und das Dorf Uelen. Vorbei an der Insel Kolyuchin gelangt man entsprechend der Wetterlage zu Wrangel und Herald Island.
Die sandige Küste Nordsibiriens erkunden, kleine Inseln besuchen und Tschuktschendörfer besuchen … am einfachsten mit einem Reiseveranstalter in einer Gruppenreise!
Der rechtschaffene König von Tschukotka
Wo die Natur noch so intakt ist und rein, da gibt es meist noch keine großen Zivilisationsstrukturen die den Menschen dienen, so auch in Tschukotka. Um die Bedingungen für die Bevölkerung zu verbessern, ernannte Staatschef Putin im Jahr 2000 den russischen Milliardär Roman Arkadjewitsch zum Gouvaneur Tschukotkas. Als einer der reichsten Männer der Welt und unglaublich einflussreich, lenkte er sieben Jahre lang die Geschicke der Region. Er setzte dabei gigantische Summen an Privatvermögen für die Entwicklung ein.
Wie auch immer die politischen Hintergründe und Netzwerke in der Amtszeit bis 2008 verliefen, Abramowitsch hat viele dankbare Anhänger. Er hat Handfestes erschaffen: darunter zahlreiche Verbesserungen der Infrastruktur, die Senkung der Armut und eine erweiterte Krankenversorgung der entlegensten sibirischen Region mit Hilfe von Hubschraubereinsätzen.
Die Eiswüste – ein Massengrab für Staatsfeinde
Und wer mehr über Tschukotkas Vergangenheit in Erfahrung bringen möchte, wird auch erschrecken. Über dem gleißend-glitzernden Schneeland liegt auch ein schauriger Schatten – eine finstere Vergangenheit bestehend aus Gewalt, Angst und Schrecken.
Staatsfeinde der Sowjetunion jeglicher Art wurden unter Stalins grausamer Herrschaft in die Eiswüste Tschukotkas verbannt. Sie fristeten in den berüchtigten Gulags – Zwangs-und Strafarbeitslagern – ihr Dasein. Man spricht von etwa 12 Millionen Menschen. Sie wurden körperlich und seelisch schlimm zugerichtet oder fanden hier durch Hunger und Folter den Tod. Die transsibirische Eisenbahn, viele Städte und Fabriken, sie alle stehen auf den Knochen unzähliger der Sträflinge.
Von Anadyr aus gibt es auch Richtung Norden fantastische Landschaften zu erkunden … allerdings nichts für schwache Gemüter!